Die Frauscher Geschichte Erfahren Sie mehr über die Gründung des Unternehmens Frauscher.
Als Engelbert Frauscher im Jahr 1927 eine Bootbauerei in Wien gründete, hätte er wohl nicht zu träumen gewagt, dass der Name Frauscher mehr als 90 Jahre später Maßstäbe im internationalen Bootbau setzt.
Engelbert Frauscher wurde 1903 in Aspach im oberösterreichischen Innviertel geboren. Nach einer Tischlerlehre bei einem Onkel und ersten Erfahrungen im Bootbau bei der Firma Ratz in St. Gilgen entdeckte er seine Liebe für Boote. Er wusste, dass dies seine Berufung war und lernte zwischen 1923 und 1926 in verschiedenen Betrieben das Handwerk von der Pike auf. In einer politisch turbulenten Zeit übernahm Engelbert Frauscher 1927 eine „Bootbauerei“ an der Alten Donau in Wien. Im Jahr 1933 versuchte er sein Glück in Südamerika, wo der Bedarf an Arbeitskräften aus Europa groß war. Nach einigen Monaten harter Arbeit, gefolgt von einer schweren Krankheit, rettete er sich auf ein Frachtschiff, das ihn zurück nach Österreich brachte.
Zurück an der Alten Donau versuchte Engelbert Frauscher einen Neustart. Mit seinem handwerklichen Können baute er Ruder- und Segelboote, darunter 2 Olympia-Jollen für den Österreichischen Segelverein, die bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 zum Einsatz kamen.
Doch die Wirren des Zweiten Weltkrieges warfen ihre Schatten auch über das Leben der Familie Frauscher. Im Jahr 1944 wurde die Werkstatt an der Alten Donau in Wien samt der danebenliegenden Wohnung bei einem Bombenangriff schwer beschädigt. Sein erst 17-jähriger Sohn Kurt wurde zum Militär eingezogen und galt nach Kriegsende als vermisst. Fanny Frauscher, die Gattin von Engelbert, war mit den beiden jüngeren Söhnen Ernst und Hans zu Verwandten nach Geinberg in Oberösterreich gezogen. Engelbert Frauscher überließ nach dem Krieg seinem langjährigen Lehrling das Gelände der Bootswerft an der Alten Donau und ging ebenfalls zu seiner Familie nach Geinberg.
Die Nachkriegszeit
In der Nachkriegszeit befand sich in Gmunden das amerikanische Oberkommando und die amerikanischen Besatzer übernahmen den Yachtklub. Man suchte einen Bootsbauer, der die Wartung der Boote übernehmen konnte und fand in Engelbert Frauscher den passenden Mann. Sein Arbeits- und Schlafplatz war die Werft im Stadtteil Weyer in Gmunden. Dort, wo heute der Frauscher Bootshafen ist, arbeitete Engelbert Frauscher in einer alten Werkstätte der Firma Wicke, die in Konkurs gegangen war. Nach dem Abzug der Amerikaner aus Gmunden wurden die Boote wieder an ihre Besitzer zurückgegeben und die Werft aufgelassen. Herr Schmid, Yachtclub-Mitglied, wurde der neue Eigentümer und verkaufte die Werft sehr günstig an Engelbert Frauscher. Er wollte einen Bootsbauer in der Nähe des Yachtclubs haben. In dieser Zeit gab es nur Holzboote und ein Fachmann wie Frauscher war schwer zu finden. Er übernahm Reparaturen, baute kleine Ruderboote und begann auch wieder mit den O-Jollen. Seine Frau Fanny war die Finanzverwalterin.
Der Aufstieg begann, als Herr Jany, Inhaber einer Eisenhandlung, seine Ruderbootvermietung an Engelbert Frauscher verkaufte. Jany war im Bankausschuss der Gewerbebank in Gmunden und verschaffte Frauscher einen Startkredit. Die Kinder Ernst und Hans arbeiteten im Betrieb mit und führten im Sommer die Bootsvermietung. In dieser Zeit wurden die ersten Holz-Elektroboote gebaut, zwei Kiel-Zugvögel aus eigener Werft kamen dazu und eine Wasserschischule wurde gegründet. Hans Frauscher, der jüngste Sohn, war begeisterter Wasserschifahrer. Er eroberte Titel in Serie und glänzte zuhause in Gmunden beim Pyramide-Fahren und als Barfußfahrer.
Für die norwegische Yngling hatte währendessen die Bootswerft die Vertretung übernommen. Mit diesem über hundert Mal verkauften Boot wurden viele Regatten gesegelt und gewonnen.Der ältere Sohn Ernst Frauscher begann nach der Hauptschule als Lehrling im Betrieb des Vaters zu arbeiten. Im Jahr 1954 kam auch der jüngere Bruder Hans in die Firma. Die Werft war jetzt bereits ein florierender Betrieb. Ruderboote und Holz-Elektroboote liefen vom Stapel und die ersten Motorboote „Fish“ und „Starfish“ ergänzten die Palette.
Die Gründung einer erfolgreichen Segelschule durch Hans und Dorothea Frauscher sowie der Bau eines zweiten Bootshauses gaben dem Unternehmen im Jahr 1964 weiteren Aufwind. Später wurde um ein Verkaufsgeschäft für Segel- und Motorbootzubehör sowie Segelkleidung erweitert. Im Jahre 1968 baute Ernst Frauscher direkt am See ein großes Gebäude mit einer Werkstatt. Im selben Gebäude befand sich neben der Privatwohnung der Familie das gesamte Werftbüro und im zweiten Stock wurde eine Seglerpension eingerichtet. Büro und Pension wurden von seiner Frau Elisabeth geführt. Im Jahr 1971 hatte Hans Frauscher die Idee, Polyesterboote zu bauen. Diese Entscheidung brachte einen Wandel im Unternehmen mit sich. Mit Hilfe des Mitarbeiters Herrn Gaber, der bereits Erfahrung im Polyesterbootbau hatte, begann eine neue Ära der Firma Frauscher. 1972 legten die beiden Brüder ihre Firmen zusammen und traten als Ernst und Hans Frauscher OHG am Bootsmarkt auf. Ernst war für Produktion und Finanzen zuständig, Hans war der Spezialist im Verkauf.
Das gesetzliche Verbot von Motorbooten auf dem Traunsee Ende der siebziger Jahre war ein schwerer Schlag für das Unternehmen und zugleich der Beginn einer neuen Epoche. Der Motorboothandel wurde eingestellt, das Elektroboot trat seinen Siegeszug an. Maßgeblichen Anteil am Erfolg des Frauscher Elektrobootes hatte die Gmundner Firma Preinerstorfer, die einen besonders widerstandfähigen Motor entwickelt hatte. In den folgenden Jahren verließen mehrere hundert Elektroboote die 1976 neu erbaute Werft in Moosham, Gmunden.
Meilenstein in der Firmengeschichte
Der Erwerb der H-Boot Lizenz im Jahr 1979 vom finnischen Segelverband war ein Meilenstein in der Firmengeschichte. Das beliebte Boot wurde über 600 Mal verkauft und brachte auch große sportliche Erfolge mit sich. Hans Frauscher wurde 1982 mit diesem Boot Weltmeister und sein Sohn Stefan trat 2002 in seine Fußstapfen. Insgesamt wurden mit dem H-Boot 4 Weltmeistertitel gewonnen. Die dritte Generation der Familie Frauscher trat im Jahr 1982 in das Unternehmen ein. Mit Michael Frauscher, ältester Sohn von Hans Frauscher, verstärkte ein weiterer geprüfter Bootbauer das Team.
Der Segelhafen Weyer in Gmunden wurde Anfang der Achtzigerjahre neu errichtet und im Jahr 1988 begann man den Bau des Hauses Traunsteinstraße 10, wo lange Zeit das Büro des Unternehmens mit Ausstellungshalle und Verkaufsgeschäft angesiedelt war. Gleich daneben, im Haus Traunsteinstraße 14, befindet sich heute ein Schauraum und das Hafenbüro, wo Andrea Frauscher-Oberfrank die Geschäfte führt. Die Tochter von Ernst Frauscher ist seit 1996 im Unternehmen und sowohl für bestehende wie auch potentielle Frauscher Kunden erste Anlaufstelle.
Im Jahr 1993 entstand nach einer Umwandlung der Unternehmensstruktur Die Frauscher Bootswerft GmbH & Co KG. 1996 kam auch Stefan Frauscher, jüngster Sohn von Hans Frauscher, mit an Bord. Nach einem Brand im Jahr 2001, bei dem das gesamte Bootshaus und 60 Boote zerstört wurden, prägt heute das im Jahr 2002 neu erbaute Bootshaus das Gesamtbild des Frauscher Hafen, wo 2015 der letzte Zubau erfolgte. Zu Beginn des neuen Jahrtausends liefen mit den Modellen St. Tropez, Valencia, Lido, Riviera und Benaco bedeutende Elektro- und Motoryachten vom Stapel, die in Sachen Design neue Trends setzten. Schließlich wurde die Frauscher 717 GT im Jahr 2010 als Powerboat of the Year ausgezeichnet.
Der Bau einer modernen Werft in Ohlsdorf
Der Bau einer modernen Werft im Jahr 2012 ist unter anderem Ausdruck einer neuen Organisationsstruktur. In einer Zeit, die als wirtschaftliche Krisenzeit galt, hatte man sich zur Expansion entschlossen. Mit der Optimierung von Prozessen und Abläufen sowie der Entscheidung für den Luxusbereich im Bootbau gelang ein entscheidender Durchbruch.
Im selben Jahr eröffnete man den Vertriebsstandort Port Adriano auf Mallorca. Und im Jahr 2016 wurde mit der Luxusyacht 1414 Demon ein weiterer Schritt vom See aufs Meer gesetzt und damit der Beginn eines neuen Kapitels in der Firmengeschichte geschrieben. Mit der Eröffnung einer weiteren Niederlassung in Port Grimaud an der Côte d’Azur gibt es seit 2019 drei Frauscher geführte Anlaufstellen für Bootsinteressierte in Europa. Sieben Jahre nach Eröffnung des Mallorca Standortes leitete die Frauscher Bootswerft damit ihre nächste Offensive im Mittelmeerraum ein.