DIE MAGIE EINER IDEE

12. Februar 2024

Wenn wir von der Frauscher Bootswerft reden, ziehen Bilder durch den Kopf: von schönen Booten, vom Lifestyle, der den Alltag vergessen lässt und vom Element Wasser, das die Frauschers schon seit mehreren Generationen in seinen Bann zieht und sie verzaubert.

Dass dieses Feuer für Ästhetik und Funk- tionalität für Schönes, das mit Engelbert Frauscher im Jahr 1927 seinen Anfang nahm, bis heute brennt, muss wohl in den Genen der Familie liegen. Denn die Geschicke der Frauscher Werft werden nun schon in dritter Generation von der Gründerfamilie gelenkt. Und die „engineers of emotions“ am Traunsee sind heute gefragter denn je. Aber wo be- finden sich die Wurzeln dieser Passion, dieser Leidenschaft, die bis heute Fans der Frauscher Boote fasziniert? Blicken wir ein wenig zurück.

Engelbert Frauscher, Pionier des Bootbaus

Der Namenspatron der weltbekannten Frauscher Werft, Engelbert, wurde 1903 in Aspach geboren. Mit dem Werkstoff Holz verband ihn von Beginn an eine große Liebe. So erlernte er das Tischler- handwerk bei seinem Onkel. Daneben sammelte er Erfahrung im Bootbau bei der Firma Ratz in St. Gilgen. Und damit war das Feuer entfacht: Engelbert erkannte seine Berufung und erlernte das Handwerk des Bootbauers von 1923 bis 1926 von der Pike auf in verschiedenen Betrieben.

Der „eigene Herr“ – Bootbauer an der alten Donau

Mit der Begeisterung für sein Handwerk dauerte es nicht lange, bis Engelbert seine Träume in die Rea- lität umzusetzen begann: Er übernahm 1927 eine „Bootbauerei“ an der Alten Donau in Wien. Nach einem kurzen Intermezzo 1933 in Südamerika zog es ihn im selben Jahr wieder an die Alte Donau zurück. Ruder- und Segelboote gehörten zu seinem Arbeitsalltag. Außerdem baute er zwei Jollen für den Österreichischen Segelverein, die bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 zum Einsatz kamen.

Back to the roots – Geinberg

Nach diesen Erfolgen wurde Engelbert Frauscher 1944 von einem Unglück getroffen: Seine Werk- statt samt daneben liegender Wohnung wurde bei einem Bombenangriff schwer beschädigt. Zudem wurde sein erst 17-jähriger Sohn Kurt zum Militär eingezogen und galt nach Kriegsende als vermisst. Fanny, seine Gattin, war mit den beiden jüngeren Kindern Ernst und Hans nach Geinberg in Ober- österreich zu Verwandten gezogen. Deshalb brach er seine Zelte an der Alten Donau ab und übergab den Betrieb seinem langjährigen Lehrling. Sein neues Ziel: Geinberg und seine Familie.

Vom Bootbauer zum Werftbesitzer

Was hier so großartig klingt, hat seinen Ur- sprung in einer glücklichen Fügung: Gmunden war in der Nachkriegszeit unter amerika- nischem Oberkommando. Die amerikanischen Besatzer übernahmen in der Folge den orts- ansässigen Yacht Club. Und da weder Zeit noch Können ausreichten, um alle Boote zu betreuen, wurde ein geeigneter Bootbauer ge- sucht und mit Engelbert Frauscher gefunden.

Engelbert Frauscher avancierte im Yacht Club Gmunden zum Mann für alle Fälle, der die Wartung für die dortigen Boote übernahm. Sein Arbeits- und Schlafplatz war die Werft im Stadtteil Weyer in Gmunden. Engelbert Frauscher werkte Tag und Nacht in der alten Werkstätte der Firma Wicke, die in Konkurs gegangen war. Noch heute befindet sich an dieser Stelle der Frauscher Hafen.

Nach dem Abzug der Amerikaner aus Gmunden wurden die Boote wieder an ihre Besitzer zurückgegeben und die Werft verkauft. Herr Schmid, ein Mitglied des Yacht Clubs, wurde der neue Eigentümer und verkaufte die Werft sehr günstig an Engelbert Frauscher. Der einfache Grund: In der Nähe des Yachtclubs sollte ein fähiger und erfahrener Bootbauer sein. Und so kam Engelbert Frauscher in den Besitz seiner Werft. Er übernahm Reparaturen, baute kleine Ruder- boote und begann wieder Olympia-Jollen zu bauen. Das Unternehmen komplettierte seine Frau Fanny, die die Verwaltung der Finanzen übernahm.

Steil auf dem Weg nach oben

Damit waren die ersten Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Ein weiterer wichtiger Schritt dorthin war die Übernahme der Ruderbootvermietung von Herrn Jany, dem Inhaber einer Eisenwarenhandlung. Diese Bootsvermietung wurde jeden Sommer von den Söhnen Ernst und Hans geführt. Durch zahlreiche Ideen und Innovationen entdeckten Engelbert Frauscher und sein Team immer neue Geschäftsfelder. Die Werft wurde zu einem florierenden Betrieb. Ruder- boote und Holzelektroboote liefen vom Stapel. Die ersten Motorboote „Fish“ und „Starfish“ ergänzten die Palette. Außerdem traten zuerst Ernst, 1954 auch der jüngere Sohn Hans Frauscher in das Unternehmen ein.